Hier schreibt Maggi Mausling

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Maggi Mausling schreibt über die Dinge, die ihr auffallen, über Begebenheiten, die sie verwundern und über Menschen, die sie oft staunen lassen.






© Anna Schüler 2023

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Über das Altern in Würde. Text vom 29.03. 2023

In Würde altern. Ich habe Schwierigkeiten diesen Satz für mich einzuordnen.Das kann daran liegen das ich mich mit meinen 67 noch zu den jungen Alten zählen kann.
Das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin, nennt die folgenden Lebensabschnitte des Menschen:
    Ältere Menschen: 55/60/ bis unter 70-Jährige
    alte Menschen: über 70-Jährige bis 75-Jährige
    betagte Menschen: über 75-Jährige bis 80-Jährige
    hoch betagte Menschen: über 80-Jährige.Quelle: WS Wirtschaft und Schule
Wird also bei mir schon knapp. Ich bin gerade mal so unter 70 und als junge Alte muss ich mich bereits jetzt mich dem Altern in Würde befassen denn bald bin ich eine alte Alte und spätestens dann geht es los mit der Würde.
Was also heißt das dann für mich?
Wenn man der mehrheitlichen Meinung der Gesellschaft anschließen möchte, bedeutet das als allererstes Mal kein Botox und keine Schönheitoperationen. Ich habe dazu übrigens keinen wissenschaftlichen Studien herangezogen sondern berufe mich auf Postings/Statements der User von Facebook und Instagram.
Denn sobald eine Frau, meist eine prominente Frau, plötzlich faltenfrei oder sonst wie verändert auftritt wird das zumThema in den Sozialen Medien und ganz schnell steht in den Kommentaren ganz viel von „in Würde altern“.

Ok. Da ich natürlich in Würde altern möchte sage ich heute noch den Termin beim Schönheitschirurgen ab und trage meine Falten würdevoll. Nun färbe ich auch schon lange meine Haare. Wenn denn Natürlichkeit gefragt ist sollte ich das nicht auch besser lassen?
Also gut, auch hier zurück zur Natur? Jetzt wird es schon schwieriger aber noch sind wir nur bei den Äußerlichkeiten.Vielleicht sollte ich es machen wie die Männer? Die färben sich auch nicht die Haare und Schminke kommt da auch nicht ins Gesicht.
Ist das in Würde altern? Sich nicht mehr so um Äußerlichkeiten zu kümmern, nicht mehr auf das Gewicht zu achten, sondern statt dessen die Hosen einfach dann größer kaufen, wenn der Bauch nicht mehr rein passt?
Das könnte mir schon gefallen.Dann hieße in Würde altern ja Kuchen essen und glücklich auf dem Sofa sitzen. Ein bisschen Ehrenamt, ein bisschen Gartenarbeit und das war `s dann! Das war `s dann?

Die bösesten Statement zu Botox und allen andern Helferlein kommen übrigens von Frauen.Kommentare zur würdelosen oder würdevollen Kleidung älterer Frauen kommen meistens von Männern. Da werden die Sprüche gern auch mal anzüglich. Bei großer Oberweite der Frau freut sich das Herz des in Würde gealterten Mannes. Jenes Mannes, der gern auch mal in zu engem Outfit auf seinem Rennrad die Straßen verunsichert und die Autofahrer zum Wahnsinn treibt - Radwege sind ja nur für die anderen. Positiv bemerkt er kurze Röcke allerdings nur bei Frauen, deren Haut nicht bereits Spuren des Alters zeigt, also Zellulitis und Runzeln. Die anderen sollten sich doch besser würdevoll bedeckt halten mit längeren Röcken oder Hosen. „Das muss ja nicht sein, das man sich so zeigt.

Wird echt schwierig mit dem Altern in Würde. Da sich das Runzeln nicht vermeiden lässt, nein auch nicht mit Sport und/oder Diät, kommt jetzt noch das Problem der Bekleidung, die mir eine möglichst würdevolle Anmutung gibt.

Bis dahin
Eure Maggi


Jonglieren zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Text vom 24.0 4 2023

Als ich in der vergangenen Woche mit meiner Familie drüber sprach, welches Thema ich für meine neue Post ins Auge gefasst hätte, schallte mir ein einhelliger Aufschrei des Entsetzens entgegen.„ Warum immer so negativ? Schreib doch über was positives, was nettes, vielleicht über irgendeine schöne Idee, die dich beschäftigt!“

Eines der Themen, über das ich schreiben wollte war übrigens der Verfall der deutschen Sprache, der nicht mal vor Politkern halt macht. Und damit meine ich nicht die überall aufploppenden Anglizismen, das wäre noch ein anderes Thema. Nein, ich meine solche verqueren Wortkonstruktionen wie gefrägt oder angefässt. Da schaltet sogar meine Rechtschreibkorrektur sofort auf Warnmodus während ich das hier eintippe und unterlegt Falsches mit roten Kringeln.

Ich leide fast körperlich bei falscher Grammatik und besonders wenn sogar Politiker wie Robert Habeck, der ja Germanistik studiert haben soll und auch als Schriftsteller firmiert, sich so äußern.In einem TAZ Artikel wurde unser Vizekanzler mit folgendem Satz zitiert:
„Merkel ist mehrfach wiedergewählt worden. Wenn der Preis dafür ist, dass man Dinge nicht anfässt, dann ist das ein zu hoher Preis.“
Der Satz mag ja inhaltlich vielleicht seine Berechtigung haben aber mal ehrlich, „anfässt“ ?
Das schreit doch danach, sich mit dem Thema zu befassen. Und mir fällt soviel dazu ein. Schade, dann ein anderes Mal.
Ich soll mich ja mit Positivem beschäftigen und wenn die Familie das möchte, dann bekommt sie das auch. Meine Familie ist mir das Wichtigste. Da fällt mir direkt der Auenpark in Selm ein.

Den mag ich wirklich sehr und es ist ein Vergnügen zu sehen, wie jetzt im Frühling alles wieder grün wird. Es blüht und sprießt.
Die Enten verpaaren sich und so gibt es bald wieder diese niedlichen kleinen, tennisballgroßen Flauschebällchen, die munter überall herumschwimmen. Immer öfter sieht man auch Reiher über dem Auenpark schweben oder am Selmer Bach mit dem Füßen im Wasser auf Fische warten. Alles in allem ein idyllischer Anblick und kleine und große, alte und junge Menschen genießen den Park. Ich auch.
Ich mag auch ganz besonders die Nutrias, die sich dort angesiedelt haben. Gestern noch konnte ich den possierlichen Tieren beim spielen und schwimmen zusehen und ich finde, sie sind eine Bereicherung, diese kleinen Minibiber. Das finden allerdings nicht alle.

Jedenfalls nicht bei der Stadt Selm, die auf ihrem Instagram Account berichtet, das derzeit überlegt wird wie man in Selm die Population der Nutrias eindämmen kann und dort unter anderem schreibt:„Selbst der NABU NRW warnt: Nutrias können „Lebensräume wie Uferröhrichte und die in ihnen beheimateten Arten schädigen“. So tragen Nutrias mit zum Rückgang der streng geschützten „Schneide“, einer extrem seltenen Röhrichtart, bei.“und „Im Auenpark werden zudem Hinweisschilder aufgestellt, denn dort haben die Nager bereits enorme Schäden angerichtet. Darüber hinaus hat die Stadtverwaltung eine dringende Bitte: Unterlassen Sie das Füttern der Tiere, denn damit tragen Sie dazu bei, dass die Tiere ihre Scheu verlieren und gegebenenfalls Hunde und Spaziergänger angreifen.“

Der NABU NRW schreibt übrigens wörtlich: So tragen Nutrias am Unteren Niederrhein mit zum Rückgang der streng geschützten „Schneide“ einer extrem seltenen Röhrichtart bei. Seit wann genau liegt Selm am Niederrhein?
Ich stimme zu, das man die Tiere nicht füttern sollte aber die Warnung, das Nutrias gegebenenfalls Hunde und Spaziergänger überfallen ist vollkommen überzogen und mir stellt sich die Frage, wem es etwas bringt, wenn hier Menschen in Angst versetzt werden wenn sie ein kleines Nagetier sehen.

Meine Recherchen ergaben, dass es in Bild und auch bei RTL wohl Berichte von angriffslustigen Nutrias gab. Ich kann nicht beurteilen inwiefern diese Meldungen stimmen oder nicht stimmen. Allerdings bin ich regelmäßig im Spreewald unterwegs, in dem es vor Nutrias nur so wimmelt.
Von Angriffen auf Mensch oder Tier hab ich dort noch nie etwas gehört.Ich wollte ehrlich über was Schönes schreiben. Beim nächsten Mal bestimmt.

Bis dahin
Eure Maggi
Wer sich über Nutrias informieren möchte, kann das auf der Seite des NABU NRW tun.
https://nrw.nabu.de/

Ein Hoch auf Gendersternchen. Text vom 09.08. 2023

Wie komme ich jetzt gerade auf das Thema? Es muss an der Fußball Weltmeisterschaft der Frauen liegen, die aktuell läuft.
Auf den Socialmedia Kanälen liest man oder auch frau erstaunlich viel Positives, aber es kommen auch sehr dumme und niederträchtige Sprüche, meist von Männern. Leider scheinen manche Frauen diese dummen Sprüche gern zu übernehmen. Schade! Das sind vermutlich die Damen, die auch am lautesten gegen die Gendersternchen anbrüllen. Warum nur….?
Aber die WM ist ja gar nicht das Thema sondern nur der Auslöser für diesen Text.

Ich bin aus der Generation Frauenbuchladen. Daher wundere ich mich immer wieder über diese Diskussionen übers Gendern und Gendersternchen bzw. Genderdoppelpunkte und was es da noch alles gibt. Ich erzähle jetzt mal Geschichten aus meinem Leben. Da ich die Zeit der lila Latzhosen, und der angestrickten Handschuhe an riesig großen, selbstgefertigten Pullovern noch live miterlebt habe, meine ich ein gewisses Recht zu haben, meinen Senf dazu zugeben.
Live heißt hier übrigens ohne Instagram und Facebook und sonstige Socialmedia-Erscheinungen. Also das richtige Leben. Und auch zu der Zeit gab es bereits Gendergegner, auch Gendergegnerinnen, allerdings hieß gendern damals noch nicht so. Gendern ist ein relativ neuer Begriff, ich mag ihn nicht, klingt komisch, aber egal.

Es waren aber tatsächlich hauptsächlich Männer, die sich massiv gesträubt haben, Ärztin zu sagen wenn sie bei einer weiblichen, medizinisch ausgebildeten Person in der Praxis standen. Und wenn es eine Frau in der Politik bis in ein Ministeramt geschafft hatte, wurde sie Frau Minister genannt und nicht Ministerin. Wir haben also hier schon mal einen kleinen Fortschritt erreicht.

Immerhin nach all den langen Jahren, in denen Frauen für Gleichberechtigung gekämpft haben – zum Beispiel für gleiche Bezahlung.

Frauen verdienen im Schnitt immer noch weniger als Männer im gleichen Beruf, in der gleichen Position. Frauen haben immer noch nicht die gleichen Möglichkeiten in gehobene Positionen oder auch Führungspositionen zu gelangen. Berufe in denen hauptsächlich Männer arbeiten wie zum Beispiel Tierpfleger werden besser bezahlt als Berufe, die sich mit der Pflege von Menschen befassen. Ich finde das irritierend und ich könnte noch mehr aufführen, aber das würde zu weit führen.

Ist das aber nicht alles Grund genug, zu „gendern“?
Die Frauen „mitzusprechen“, denn nichts anderes ist es. Die Frauen mitzusprechen heißt sie mitzudenken. Wenn ich in einer Gruppe von Menschen sitze, die andere Menschen begleiten und in dieser Gruppe sind 10 Frauen und zwei Männer, soll ich dann tatsächlich von Begleitern reden? Wenn ich in einem Chor singe und 95 % der singenden Menschen sind Frauen, spreche ich dann von Sängern????

Sollen wir uns wirklich damit abfinden, dass die feminine Form weiterhin nur „mitgedacht“ wird, wenn wir das generische Maskulinum verwenden? Sprache verändert sich, ganz langsam aber sie verändert sich und ich hoffe sehr, dass diese Veränderung der Sprache auch eine gesellschaftliche Veränderung herbei führt. Sprache hat Macht!

Ich gendere – wirklich ein seltsames Wort – seit über 30 Jahren, seit den Anfängen der Frauenbewegung, seit der Zeit der Frauenbuchläden. Alles ändert sich nur langsam, aber ich hoffe sehr, dass sich irgendwann diese unsägliche Diskussion erledigt hat.
Ich hoffe, dass sich die Gesellschaft daran gewöhnt und dass all die Doppelpunkte und Sternchen für eine gendergerechte Sprache sorgen, die auch Menschen mit einschließt, die sich geschlechtlich anders definieren.

Bis dahin

Eure Maggi